Vom 29.11. bis 01.12.2007 fand in Berlin auf Einladung des FIT (Fachausschuss für Informations- und Telekommunikationssysteme) unterstützt vom DBSV (Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V.) eine Fachtagung zum Thema: "Weitersehen, drinnen und draußen", Chancen und Herausforderungen von Navigationssystemen für Blinde und hochgradig Sehbehinderte, statt.
Der Einladung zu Fachreferaten folgten zahlreiche Entwickler und Firmenvertreter sowie blinde und sehbehinderte Anwender und Erfahrungsträger verschiedener Selbsthilfeverbände.
Zum Konferenzauftakt berichteten versierte Anwender blinden- und sehbehindertengerecht gestalteter Navigations-Systeme in einer Podiumsdiskussion über Ihre bisherigen Erfahrungen und formulierten Visionen, was zukünftige Lösungen leisten sollten.
Andreas Bethke, Geschäftsführer des DBSV eröffnete die Veranstaltung, würdigte den hohen Stellenwert, den traditionelle und moderne Mobilitätshilfen für Menschen darstellen, die erhebliche visuelle Einschränkungen haben, und überbrachte die Grüße der Präsidentin des DBSV.
Am zweiten Konferenztag wurde den über 90 anwesenden Fachexperten das große Spektrum der Lösungsansätze und Projektideen in einem umfangreichen Vortragsprogramm ausführlich präsentiert.
Zum Thema "Möglichkeiten und Grenzen von Navigationssystemen für Blinde und Sehbehinderte" aus der Sicht eines Herstellers/Vertreibers berichtete Bruno Behrend von der Firma Papenmeier Rehatechnik, welche seit einigen Jahren das System Trekker vertreibt. Werner Krauße, Mitglied des FIT und Hilfsmittelreferent des Bayrischen Blinden- und Sehbehindertenbundes, schilderte aus Sicht eines Anwenders seine guten Erfahrungen und Grenzen beim Einsatz dieses Systems.
Torsten Völkel von der TU Dresden referierte über Datengrundlagen und personalisierte Routenberechnung. Dabei wurde erneut deutlich, dass das derzeit verfügbare Kartenmaterial nicht ausreicht, die Bedürfnisse von Fußgängern, insbesondere behinderter Personen zu erfüllen.
Anschließend sprach Dr. Andreas Hub von der Uni. Stuttgart über seine Entwicklung "TANIA - einem mobilen barrierefreien Navigations- und Objekterkennungssystem für drinnen und draußen“. Die in diesem Projekt laufenden Entwicklungen werden von zukünftigen Lösungen eingesetzt werden können, um Navigationsunterstützung sowohl im Außenbereich als auch innerhalb von Gebäuden zu ermöglichen.
Klaus-Peter Wegge von C-LAB Siemens informierte die Anwesenden über Projekte im europäischen Rahmen und verdeutlichte den Harmonisierungsbedarf in diesem Zusammenhang. Er regte an, die nationalen Vorhaben zu vernetzen und mit internationalen Bestrebungen zu bündeln, Navigationshilfen für Menschen mit erheblichen Seheinschränkungen zu entwickeln.
Ergänzend informierte Ludwig Listl von der Siemens AG über „CASBLIP“, ein zukünftiges kognitives Hilfssystem für blinde und sehbehinderte Menschen. Ein europäisches Entwicklungsprojekt, in dem der DBSV als ein deutscher Partner aktiv ist.
Martin J. Ringler aus Nürnberg stellte das EU- kofinanzierte Projekt „ASK-IT“ in seinem Vortrag „Mehr Lebensqualität für behinderte Menschen durch elektronische Helfer“ vor.
Jörn Peters aus Soest vom Projekt „Nav4blind“ zeigte die Möglichkeiten auf, die sich durch den Einsatz exakteren Kartenmaterials ergeben, das beispielsweise von Katasterämtern zur Verfügung gestellt wird. Er berichtete auch über die Möglichkeiten der vernetzten Nutzung verschiedener GPS-Satellitensysteme und schilderte zukünftige Anwendungsfelder von Galileo.
Alexander Schenk von SAPOS überzeugte mit seinem Vortrag, in dem er die Genauigkeit mittels vieler Messstationen unter Nutzung exakter Karten und verschiedener Satellitensysteme darstellte.
Johannes Ludwig von der„Ludwig und Schwefer GmbH veranschaulichte in seinem Vortrag, wie Städte und Kommunen ihre Straßen-Daten-Erfassung realisieren können und wie „Eagle Eye“ ein von seiner Firma speziell entwickeltes Fahrzeug dafür eingesetzt werden kann.
Anschließend wurden die österreichischen Projekte Pontes/Otilia der Universität Graz von Bernhard Mayerhofer und Bettina Pressl vorgestellt. Bei diesem Ansatz ist besonders der Schrittmesser hervorzuheben, der zur Überbrückung dient, wenn keine Satellitenverbindung besteht.
Robert Kempf von der Bones AG aus der Schweiz, referierte über die Möglichkeiten der Navigation im Zusammenhang mit Fahrgastinformationssystemen in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Über das Projekt "TAS" ein touristisches Assistenz-/Navigationssystem für blinde und sehbehinderte Menschen“, von der UNI Ilmenau, berichtete Dr. Fred Ross.
Hans-Jörg Lienert von der Firma Dräger und Lienert informierte mit vielen praktischen Beispielen über „Tag it Guide“ – ein Leit- und Ordnungssystem für Innenräume.
Die Referenten Torsten Brandt, Per Busch und Hassan Karahasan schilderten in ihren Vorträgen die aktuellen und zukünftigen Orientierungs- und Leitmöglichkeiten für Blinde und Sehbehinderte durch Mobiltelefone. Derzeit existieren hierfür sowohl kostenfrei verfügbare Anwendungen wie „Loadstone“ und auch kommerzielle Produkte wie „Way-Finder Access“, die auf Standardanwendungen auf dem Handymarkt basieren und mittels Screenreader bereits für blinde und sehbehinderte Anwender nutzbar sind.
Die Referate und Vorführungen zeigten die Wichtigkeit des Anliegens, bei der boomenden Entwicklung von satellitengestützten Navigationssystemen für Sehende nicht abgehängt zu werden.
Es ergaben sich aus den Fachdiskussionen die eine oder andere Vision bzw. Anregung für die Entwickler. Vor allem wurden Erwartungen formuliert, wie z. B. die Forderung an die politische Instanz, das mit Steuergeldern finanzierte digitale Kartenmaterial für diese Zwecke und speziell für die Entwicklung genauerer Orientierungs- und Navigationssysteme bereitzustellen. Städte und Kommunen sollten dabei animiert werden, ihr Wegenetz mit Hilfe von „Eagle Eye“ oder einem gleichwertigen Erfassungssystem digital zu vermessen, so dass deutschlandübergreifend ein genaues Kartenmaterial zur Verfügung stehen kann.
Die Tagungsteilnehmer forderten, die Entwickler sollten ihre Arbeit vernetzen und keine Insellösungen realisieren. Dies würde die Entwicklungen, vor allem auch zeitlich, einem den Visionen entsprechenden Navigationssystem schneller näher bringen.
Dr. Thomas Kahlisch, Mitglied des Präsidiums des DBSV, der die Fachtagung hervorragend moderierte, fasste in seinem Schlusswort die Forderungen und wesentlichen Ergebnisse zusammen.
Die Tagungsteilnehmer gaben dem FIT den Auftrag, ein Papier zu formulieren und zu entwickeln, in welchem die Vorstellungen für ein künftiges Orientierungs- und Navigationssystem auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene herausgestellt werden sollen.
Die Vorträge und Ergebnisse der Tagung werden auf einer barrierefrei gestalteten CD-ROM veröffentlicht. Auf ihr werden sowohl ein vollständiger Mitschnitt der Veranstaltung in einem navigierbaren DAISY-Buch als auch die schriftlichen Ausarbeitungen der Referenten zu finden sein. Die CD kann ab Mitte Januar 2008 in der Geschäftsstelle des DBSV bestellt werden.
Für Nichtteilnehmer der Tagung wird eine Schutzgebühr in Höhe von 15 € erhoben.
Gerd Renzel, Werner Krauße und Dr. Thomas Kahlisch (Im Auftrag des FIT)
Der FIT befasst sich mit allen Entwicklungen, Problemen und Anwendungen im Bereich der Computertechnologie. Im FIT sind blinde und sehbehinderte Anwender und Computerexperten vertreten. Der FIT arbeitet ehrenamtlich unter der Regie des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), Spitzenverband in der Bundesrepublik Deutschland. Neben dem DBSV sind die Bundesverbände Deutscher Verein der Blinden- und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS), Bund der Kriegsblinden Deutschlands (BKD), Interessengemeinschaft Sehgeschädigter Computerbenutzer (ISCB), die Pro Retina Deutschland (PRDV) und der Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen und -pädagoginnen (VBS) vertreten. Ziel der Ausschussarbeit ist, dazu beizutragen, dass Blinde und Sehbehinderte durch Berücksichtigung von Gestaltungsprinzipien und Entwicklung geeigneter Hard- und Software mit dem Multimediazeitalter Schritt halten können.
Im Gemeinsamen Fachausschuss für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT, Leiter Martin Jung) sind 2006 neben dem DBSV Vertreter des DVBS, des VBS, des BKD, der ISCB und der PRDV vertreten. Für den Schweizer Blinden Verband wurde Herr Jürg Cathomas als Dauergast zugelassen. Herr Dr. Thomas Kahlisch (Leiter DZB Leipzig, Präsidiumsmitglied DBSV) hat ebenfalls Gaststatus. Von der Pro Retina/PRDV wurde Herr Gerhard Renzel für den FIT benannt. Die Mission des FIT ist eine bestmögliche Nutzbarmachung von aktuellen Informations- und Kommunikationssystemen und die Beratung der entsendenden Vereinen bei Fragen aus diesem technischen Segment. Zu verschiedenen relevanten Themen werden Empfehlungen veröffentlicht oder auf Missstände und drohende Ausgrenzungen durch neue Technologien hingewiesen. Der Transfer von technischem Know How zur Mitgliederbasis erfolgt u. a. durch Bereitstellung von Best-Practice Tipps.
Die erste Sitzung des FIT, geplant für den Februar 2006 fiel aus Terminproblemen aus. Die Arbeit des FIT im Jahr 2006 beinhaltete die Auseinandersetzung mit der Verbesserung der Aussenwirksamkeit des FIT. Es wurde beschlossen, zumindest eine Minimalzusammenfassung der Ergebnisse zeitnah nach jeder Sitzung den Vereinen zur Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen. Ein wichtiges Thema des FIT war der europäische Computerführerschein ECDL und die österreichische „barrierefreie" Lösung. An diesem Beispiel wurde von Ulrich Kalina unter Einbindung der anderen FIT-Mitglieder ein Papier entwickelt, das entsprechende Lösungsvorschläge für die Stolpersteine interaktiver Lernsoftware enthält. Ebenfalls von Herrn Kalina wurde ein „Playdoyer für einen eBuchstandard" entwickelt, dessen Inhalt mit dem FIT abgestimmt wurde. Als Referenten berichteten Karsten Warnke über das Projekt BIK II (Barrierefrei informieren und kommunizieren) und Peter Brass aus dem ISCB und über den europäischen Blindenverband EBU und den Weltblindenverband WBU. Ein intensiver Austausch über aktuelle Projekte der Mitglieder fand auch 2006 wieder statt. Ebenso wurden die Eindrücke von den Hilfsmittelausstellungen und neuen Hilfsmitteln (z.B. Screenreader WindowEyes) besprochen.
Die Wahl von Dr. Thomas Kahlisch in das DBSV-Präsidium wird seine Aktivitäten im FIT begrenzen. Immerhin ergibt sich so ein direkter Kontakt ins Präsidium.
Martin Jung
Tel. 0641-309-2386
E-Mail: Martin.Jung@mni.fh-giessen.de
Im Gemeinsamen Fachausschuss für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT, Leiter Martin Jung) waren auch 2005 neben dem DBSV Vertreter des DVBS, des VBS, des BKD, der ISCB und der PRDV vertreten. Als weitere Dauergäste wurden Herr Jürg Cathomas für den Schweizer Blinden Verband und Herr Dr. Thomas Kahlisch (Leiter DZB Leipzig) aufgenommen. Bis zu einer neuen Besetzung des FIT bleiben zunächst Gäste.
Der FIT ist bestrebt, die weitestgehende Nutzung der aktuellen Technik durch Sehgeschädigte zu sichern. Sowohl im privaten Umfeld als auch im beruflichen Kontext schreitet die Technisierung unaufhaltsam voran.
Die FIT-Papiere mit Empfehlungen zu verschiedenen Themen sind eigentlich nie fertig, leider sind wir in dem Bereich wegen Arbeitsüberlastung nicht sehr viel weiter gekommen. Hier gibt es für die Zukunft noch viel Arbeit. Der größte Teil der Informationen wird zurzeit hauptsächlich durch Multiplikatoren transportiert. Immerhin ist die Vernetzung der organisierten Sehgeschädigten recht gut. Außenstehende der Szene sind noch nicht im notwendigen Maß eingebunden.
Im Gemeinsamen Fachausschuss für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT, Leiter Martin Jung) waren auch 2003 neben dem DBSV Vertreter des DVBS, des VBS, des BKD, der ISCB und der PRDV vertreten.
Die moderne Technologie dringt unaufhaltsam in private Bereiche des Menschen ein. Waren vor Jahren PCs noch hauptsächlich dem Arbeitsumfeld vorbehalten, so ist mittlerweile beinahe jeder zweite Haushalt mit mindestens einem PC und Internetzugang ausgestattet. Handys sind inzwischen in der Lage, neben digitalem Fotos auch die Funktionen des Terminplaners oder Notizgerätes zu übernehmen. Mit den neuen Techniken kommen nicht nur neue Möglichkeiten, sondern naturgemäß auch neue Probleme auf sehgeschädigte Anwender zu.
Der FIT versucht deshalb, so früh als möglich durch Information und – wo möglich – Einflussnahme, eine barrierefreie Nutzung der Technik zu ermöglichen.
Es zeichnete sich im Jahr 2004 ein Trend zu telefoniegestützten Techniken als zuätzliche Angebote der Telefonnetzbetreiber ab. Mehrere Ideen dieser Art wurden vom FIT bewertet und als durchaus interessant eingestuft. Leider ist gleichzeitig eine Haltung zu beobachten, die i.d.R. auch für sehgeschädigte Nutzer verwendbaren Angebote (oder deren Konzepte) über Fördermittel unserer Projekttöpfe zumindest refinanzieren zu lassen.
Eine Einbindung unserer Klientel in diese Projekte ist sicher wünschenswert und notwendig, eine nahezu ausschliessliche Förderung über „Blindenprojekte“ scheint jedoch wenig sinnvoll.
Als wichtige Themen werden zur Zeit besonders elektronische Dokumente gesehen:
Weitere Schwerpunkte waren der Ausstausch über neue Hilfsmittel bzw. Geräte, z.B. Navigationshilfe Tracker oder den Daisy-Player PTR1 oder die wenigen sehgeschädigtengerechten Handys. Die einschlägigen Messen wurden von jeweils mehreren Mitgliedern besucht und auch diese Beobachtungen und Erfahrungen ausgetauscht. Linux-Screenreader für grafische Oberflächen, Mathematikschriften (LaTeX, LiTeX,...), Internettechnologien unter dem Aspekt der Barrierefreiheit und Statusberichte relevanter Projekte (Incobs, BIK,,...) fanden ebenfalls den Weg auf die Tagesordung.
Die FIT-Papiere mit Empfehlungen zu verschiedenen Themen (Screenreader, Gestaltung Grafischer Oberflächen, Schulungsanforderungen) wurden zum Teil überarbeitet. Wir entschieden uns gegen allzu detaillierte technische Informationen zu Gunsten von kurzen und prägnanten Veröffentlichungen, die Bewußtsein schaffen und Verständnis wecken sollen. Als ehrenamtliche Instanz sind wir kaum zu mehr in der Lage. Bei den Veröffentlichungen, der Selbstdarstellung und dem Informationsfluss ist noch Verbesserung möglich.
Neue Aufgaben — alte Probleme?
Die Kommunikation zu den entsenden Vereinen kann teilweise verbessert werden. Die Anbindung an die Geschäftsstellen des DBSV und des DVBS seien hier nur als positives Beispiel erwähnt. Die Information sollte von den jeweiligen FIT-Mitgliedern in die Vereine transportiert werden.
Die Globalisierung erfordert eigentlich eine Erweiterung der Spielfläche in Richtung Europa bzw. sogar weltweite Aktion. Hier besteht nur dann eine Chance mit zu wirken, wenn Effektivität und besonders die Kommunikation verbessert werden.
Gute Erfahrungen konnten wir mit der Bildung von kleinen Arbeitsgruppen (Taskforces) zu eng begrenzten Themen sammeln. Innerhalb kurzer Zeit können mit recht geringem Aufwand gute Ergebnisse erzielt werden.
Eine zentrale Datenhaltung der FIT-Informationen ist angedacht, damit nicht immer wieder das Rad erfunden werden muss und innerhalb der Vereine weitestgehend eine geschlossene einheitliche Linie vertreten wird.
Die Einbindung von externen Experten zu speziellen Themen hat sich sehr bewährt.
Beim gemeinsamen Treffen der Fachausschussvorsitzenden in Hannover vom 10.9.04 wurden insbesonders die Verbesserung der Kommunikation, Erhöhung der Effektivität und eine zentrale Datenhaltung als Ziele formuliert.
Leiter des FIT: Martin Jung
Bereits vor einer gesetzlichen Regelung durch die "Barrierefreie Informationstechnikverordnung" (BITV) des Behindertengleichstellungsgesetes durch den Bund hatte der Fit eigene Mindestanforderungen für Anbieter und Entwickler formuliert. Sie haben zum Inhalt,